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Fakes und News: Informationen im Internet
«Journalismus besteht aus der «Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung» (Definition des Deutschen Journalisten-Verbandes). Ist im digitalen Zeitalter jede und jeder Journalist/-in? Kaum, denn Journalismus ist ein Hauptberuf.
Warm-up
Auftrag 1:
Lesen Sie die folgenden drei Zeitungsartikel zum Thema «Geflüchtete». Beurteilen Sie: Welche News sind echt, welche nicht?
Flüchtling renkt seinen Unterkiefer aus und verspeist blondes deutsches Kind bei lebendigem Leib
Heidenau (dpo) - Warum hat nur keiner auf die warnenden Stimmen der Asylkritiker gehört? Im sächsischen Heidenau hat heute ein syrischer Flüchtling seinen Unterkiefer ausgerenkt und vor den Augen entsetzter Passanten ein 5-jähriges blondes Mädchen bei lebendigem Leib verspeist. Die schreckliche Szene dauerte insgesamt rund 25 Minuten. (...) Die Polizei fahndet derzeit noch nach dem flüchtigen Flüchtling. Zeugenaussagen zufolge soll er, unmittelbar nachdem er das Kind verzehrt hat, ein gelb-grünes Riesenei gelegt und sich dann zirpend mit großen Sprüngen entfernt haben.
700 Euro Weihnachtsgeld für Flüchtlinge
Wir das Bundeskanzleramt am Freitag mitteilte,gibt es fur jeden Flüchtling der vor dem ersten Oktober nach Deutschland eingereist ist 700€ Weihnachtsgeld. Das Geld soll in erster Linie für Geschenke der Daheimgebliebenen Familienangehörigen bestimmt sein.Bundeskanzlerin Merkel hält diese geringe Summe als das mindeste das man für die Menschen aus den Kriegsgebieten aufbringen muss.
Polizei findet geklautes Schaf in Asylunterkunft
Wegen angeblichen Lärms ist die Polizei am Sonntagabend zur Asylunterkunft in Holderbank AG ausgerückt. Als die Beamten eintrafen, war es ruhig. Doch im Kühlschrank fanden sie ein gestohlenes Schaf. Am Sonntagabend rief ein Anwohner die Polizei zur Asylunterkunft in Holderbank AG. Der Grund: die abgewiesenen Asylbewerber würden laute Musik hören und herumlärmen. Als die Regionalpolizei Lenzburg und der kantonale Sozialdienst bei der Unterkunft eintrafen, vor es allerdings ruhig. Dafür entdeckten die Beamten Diebesgut: Im Kühlschrank lag ein getötetes und gehäutetes Schaf, das kurz zuvor geschächtet worden war.
Auftrag 2:
Der Fake-News-Bericht, wonach Geflüchtete in Deutschland 700 Euro Weihnachtsgeld erhalten würden, verbreitete sich – wie viele andere ähnliche Geschichten – rasend schnell im Internet. Die Nachricht wurde allein nach den öffentlichen Angaben der Website fast 250 000-mal geteilt.
Unten finden Sie die Links zu den Originalartikeln. Nutzen Sie diese sowie das Internet und zeigen Sie, wie Sie herausfinden können, ob die Nachrichten korrekt sind oder nicht.
Die Rolle von Medien und Journalismus in der Demokratie
Die Öffentlichkeit zu informieren, Missstände aufzudecken, den Mächtigen aus Politik und Wirtschaft auf die Finger zu schauen, ist eine wesentliche Aufgabe der Medien – und entscheidend für eine Demokratie. Denn um sich eine eigene Meinung bilden zu können, müssen sich Menschen frei informieren können. Die Geschichte des Journalismus ist deshalb eng mit der Geschichte der Demokratie verbunden: mit der Einführung der Pressefreiheit, ein Grundpfeiler jeder demokratischen Verfassung. Die Medien erhalten dadurch aber auch selbst Macht und gelten als «vierte Gewalt» in unserer Gesellschaft. Die Medien haben schon manchen Machtmissbrauch und Skandal von Präsidentinnen und Machthabern aufdecken können. Aus diesem Grund werden Medien in Diktaturen von der Regierung kontrolliert, kritische Journalistinnen und Journalisten von autoritären Regimes verhaftet, mundtot gemacht oder gar getötet – wie zurzeit z. B. in der Türkei, in Russland oder in Saudi-Arabien. In der Schweiz gibt es für für alle Journalistinnen und Journalisten einen allgemeingültigen Kodex, die «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten». Der Schweizer Presserat dient als Beschwerdeinstanz, wenn diese verletzt werden.
Auftrag 3:
Unter untenstehendem Link finden Sie die Richtlinien des Journalistenkodex. Lesen Sie die Richtlinien 1.1, 2.3, 2.4 und 3.2. Halten Sie in einigen Stichworten fest, weshalb diese Richtlinien für eine funktionierende Demokratie wichtig sind.
Auftrag 4:
Betrachten Sie zu zweit die Titelseiten der Boulevard-Zeitung «Bild». Wie beurteilen Sie diese Schlagzeilen? Was wird als wichtig erachtet und weshalb? Vergleichen Sie die Titelseiten mit den Schlagzeilen der Tageszeitung «NZZ», jeweils desselben Tages. Halten Sie kurz fest: Wie unterscheiden sich die beiden Zeitungen in Bezug auf Themenwahl und Gestaltung? Die Bild-Zeitung ist die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands, in der Schweiz ist es der «Blick». Überlegen Sie: Was scheint sonst wichtig zu sein bei Medien, ausser zu informieren? Was bedeutet das für die Rolle der Medien in Demokratien?
Medien sind nicht gleich Medien: Unterhaltung und Meinungsvielfalt
Journalismus sollte möglichst unabhängig und objektiv sein, auf Fakten basieren und ist der Suche nach der Wahrheit verpflichtet. Doch ganz so einfach ist es nicht. Pressefreiheit heisst, berichten zu können, worüber man will. Eingeschränkt wird dies u. a. durch Persönlichkeitsrechte: Vereinfacht gesagt, ist Kritik erlaubt, falsche Tatsachenbehauptungen und Rufschädigungen sind verboten.
Die Medien unterstehen dem freien Markt. Eine Zeitung oder eine Zeitschrift können vor allem mit zwei Arten Geld verdienen: Mit Verkäufen/Abonnenten oder mit Werbung. Eine möglichst hohe Auflage bedeutet dabei mehr Einnahmen – und gleichzeitig mehr respektive teurere Werbung. Medien haben sich deshalb auch immer stark danach gerichtet, was Menschen am liebsten sehen und lesen. Sie zeigen also nicht nur, was «wichtig» ist, sondern was Leserinnen und Leser besonders interessiert.
Sogenannte Boulevardzeitungen stellen in den meisten Ländern schon seit Langem die meistgelesenen Zeitungen dar, in der Schweiz «20Minuten» und «Blick». Sie überspitzen, dramatisieren und wollen vor allem auch unterhalten. Dennoch unterliegen sie journalistischen Grundsätzen und dem Recht – es ist klar, wer sich dahinter verbirgt, und es kann dagegen vorgegangen werden. Deshalb sind sie – insbesondere in der Schweiz – keine «Fake News».
In den letzten 20 Jahren hat sich der Medien- und Informationsmarkt stark gewandelt. Mit dem Aufkommen des Internets haben so gut wie alle Zeitungen massiv an Abonnenten verloren. Menschen informieren sich immer mehr online – klassische Medien stehen deshalb nicht in Konkurrenz zueinander, sondern auch mit allen anderen Inhalten im Internet.
Auftrag 5:
Wählen Sie mindestens eine der folgenden Newsseiten aus und schauen Sie sich die Schlagzeilen der meistgelesenen Artikel an. Welche Themen sind beliebt? Achten Sie auf einzelne Begriffe: Was könnte an der Schlagzeile interessant sein? Stellen Sie Unterschiede zwischen den Medien fest?
www.blick.ch/ --> meistgelesen (runterscrollen, links)
www.tagesanzeiger.ch/ --> meistgelesen (rechts oben)
www.watson.ch/ -->meistgelesen (runterscrollen, links)
www.nzz.ch --> meistgelesen (runterscrollen Mitte)
20 Minuten online --> meistgelesen (optional, nur bei Besitz der App möglich, bei Startseite nach rechts wischen)
Die meisten Medien, vor allem in der Schweiz, setzen immer noch auf Abonnenten (verlangen Geld für das Lesen der Artikel) und auf ein wesentliches Merkmal: Verlässlichkeit.
Dieser Spagat gelingt zwar nicht immer. Durch Spardruck wird die Zeit für Recherche und Überprüfung knapper. In Zeiten des Vorwurfs von Fake News fallen Medien auch immer wieder auf Hochstapler herein. Bekannte Beispiele sind der Berner Tom Kummer, der in den 1990er-Jahren zahlreiche Interviews von Prominenten wie Pamela Anderson frei erfunden hat, oder kürzlich der Fall von Claas Relotius, der sich zum Teil Reportagen ausgedacht hat. Beide konnten ihre Stories an renommierte Zeitungen und Zeitschriften verkaufen.
Weiter haben die verschiedenen Medien oft eine politisch unterschiedlich ausgerichtete Redaktion: Einige sind klar rechts (z. B. die Weltwoche), andere klar links (z. B. die WOZ), während die Mehrheit versucht, möglichst neutral zu bleiben. Sie können Fakten anders interpretieren, Aussagen unterschiedlich gewichten. Die Geschehnisse um die Berner Reitschule oder Schlägereien von Fussballfans werden von Medien z. B. oft unterschiedlich eingestuft, je nach Ausrichtung.
Es gibt in all diesen Fällen aber einen grossen Unterschied zu Fake News: Klassische Medien haben Faktencheckerinnen und Faktenchecker – die im Fall Relotius z. B. versagt haben, in aller Regel aber nicht. Fakes fliegen eben genau deshalb meistens auf, weil es schwer möglich ist, als renommiertes Medium Unwahrheiten zu verbreiten. Der gesunde Menschenverstand und ein kritisches Denken sind beim Lesen von Medien immer wichtig – Sie sollen sich möglichst eine eigene Meinung bilden. Dennoch sind die Unterschiede zwischen seriösen und Fake-Medien entscheidend:
Glaubwürdigkeit ist enorm wichtig – entsprechend entschuldigen sich klassische Medien im Falle von falschen Artikeln und drucken Richtigstellungen.
Medien stehen in Konkurrenz zueinander. Was jemandem schadet, nützt den anderen: Sie kontrollieren sich selbst und gegenseitig.
Unabhängig von der politischen Richtung versuchen alle klassischen Medien, objektiv zu bleiben und mit Fakten zu argumentieren.
Es ist klar nachvollziehbar, wem was gehört und wer verantwortlich ist. Rechtlich kann gegen klassische Medien vorgegangen werden.
Es gibt eine Redaktion und es gibt journalistische Grundsätze.
Wie es weitergeht, werden Sie nicht glauben! #Pizzagate und andere 'Clickbaits'
Klassische Fake News haben an solchen Grundsätzen kein Interesse. Es gibt einerseits diejenige Art von Fake News, die ein konkretes politisches Interesse haben. Sie wollen bewusst Falschnachrichten verbreiten, um Menschen zu manipulieren – wie beim erfundenen Weihnachtsgeld für Flüchtlinge. Andererseits gibt es Fake News, die nur gemacht werden, um Geld zu verdienen. Nicht immer sind dabei die Nachrichten falsch – teilweise muss man sich aber durch mehrere Seiten klicken, bis man die Antwort erhält. Hier werden sogenannte Klickköder eingesetzt: Mit einer Headline wird die Neugierde so stark geweckt, dass man unbedingt wissen will, ob und wie es weitergeht – und klickt. Klassische Formulierungen sind bspw.: «Was als Nächstes geschah, ist unglaublich!» Oder, es wird etwas behauptet, das so kaum sein kann: «Studie beweist: Pommes, Burger und Pizza beeinflussen den IQ Ihres Kindes».
Auftrag 6:
Besuchen Sie die Clickbait-Seiten www.heftig.de und www.buzzfeed.com/de – die dort publizierten Artikel sollten meistens nicht falsch sein, unterscheiden sich aber von klassischen Newsseiten. Vergleichen Sie die Schlagzeilen der meistgelesenen Artikel mit denjenigen des letzten Auftrags. Wie werden die Schlagzeilen gestaltet? Wo liegen sprachliche Unterschiede?
Auftrag 7:
Fake News zu erstellen ist sehr einfach. Seriöse News schreiben ist schwieriger. Arbeiten Sie zu zweit und gehen Sie auf das folgende Portal: www.paulnewsman.com. Dieses funktioniert relativ ähnlich wie z. B. www.nachrichten.com.de, wo die Fake News über das Weihnachtsgeld der Geflüchteten publiziert wurde. Überlegen Sie sich gemeinsam ein Thema, das Sie interessiert. Es kann um Politik, Beauty, den Schulalltag usw. gehen. Schreiben Sie drei kurze Artikel zu diesem Thema:
- Version 1 (Abendblatt)
Ihr Ziel ist es, die anderen möglichst gut über das Thema zu informieren. Bleiben Sie sachlich und arbeiten Sie journalistisch! Sie benutzen dazu nur seriöse Quellen, idealerweise Original-Aussagen wie z. B. ein Interview. Sie führen je nach Thema selbst ein Interview durch. Sie wählen ein passendes Bild und laden den Artikel hoch.
- Version 2 (Blitz-Kurier)
Ihr Ziel ist es, nicht zu lügen, aber dennoch möglichst viele Klicks zu generieren. Machen Sie aus dem Material von Version 1 eine möglichst aufsehenerregende Schlagzeile. Benutzen Sie Formulierungen wie «Das werden Sie nicht glauben!» oder Begriffe, die ziehen. Übertreiben Sie, werden Sie reisserisch. Wählen Sie ein Bild, das möglichst gut ankommt.
- Version 3 (freie Wahl)
Vergessen Sie die Fakten zu dem von Ihnen gewählten Thema. Schreiben Sie, worauf Sie Lust haben! Ihr Ziel ist nun, die Leute von etwas zu überzeugen, oder möglichst viel Klicks zu generieren. Benutzen Sie diejenigen Begriffe, Formulierungen und Bilder, die am meisten ziehen!
Auftrag 8:
Gestalten Sie mit den Artikeln eine Klassenzeitung und besprechen Sie Ihre Beiträge in der Klasse.