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Jahresrückblick 2022
Das Jahr 2022 geht dem Ende entgegen. Auf dieser Website werden Sie auf bewegende und wichtige Ereignisse der vergangenen Monate zurückblicken und sich mit einem Thema auseinandersetzen.
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Rückblick 2022
Im Januar 2022 gelang es einem Ärzteteam erstmals, einem Menschen ein Schweineherz zu transplantieren. Es gab im Vorfeld viele Tests und Studien zu der Xenotransplantation, also zur Übertragung von speziesfremdem Gewebe, doch diese wurden an Tieren durchgeführt.
Ein US-amerikanischer Patient war so schwer herzkrank, dass die Ärzt*innen sich dafür entschieden, ihm ein speziell gentechnisch verändertes Schweineherz einzusetzen. Doch weshalb bekam der Mann kein menschliches Spenderherz? Und wieso gerade ein Schweineherz und nicht beispielsweise ein Pavianherz?
Um ein menschliches Spenderherz zu erhalten, müssen Leute zum Teil jahrelang warten, es wird dann sorgfältig entschieden, wer ein Herz erhalten soll. So kann es sein, dass eine 20-jährige Patientin den Vorzug vor einer 80-jährigen Frau erhält. Im Falle des amerikanischen Patienten sahen die Ärzt*innen keine andere Möglichkeit, um sein Leben zu verlängern, eine klassische Herztransplantation kam für ihn nicht in Frage. Gemeinsam mit dem Patienten entschieden sie, ihm ein speziell gezüchtetes Schweineherz einzusetzen.
Schweine gelten wegen ihrer genetischen Verwandtschaft zu Menschen als geeignete Spendertiere, sogar mehr als Affen, die auf den ersten Blick eine grössere Verwandtschaft mit den Menschen vermuten lassen.
Dennoch muss das tierische Organ noch genetisch verändert werden, damit das menschliche Immunsystem das fremde Gewebe nicht sofort abstösst. Denn ein Immunsystem ist darauf programmiert, fremde Zellen oder unbekanntes Gewebe zu bekämpfen. Deshalb ist bei einer regulären Transplantation beispielsweise auch die Blutgruppe wichtig, damit der Körper das neue Organ als etwas Körpereigenes erkennen kann.
Durch diese grossen Herausforderungen war es sehr schwierig, die Schweineherztransplantation durchzuführen; die Tatsache, dass dies gelang, war eine medizinische Sensation. Bedauerlicherweise verstarb der Patient zwei Monate nach der Operation an einer Virusinfektion. Das neue Herz funktionierte aber gut, in diesem Sinne kann von einem Erfolg gesprochen werden.
Tagesschau: Schweineherztransplantation in den USA (Video)
Euronews: Patient verstorben (Video)
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Xenotransplantation#:~:text=Im%20Januar%202022%20wurde%20erstmals,vielversprechendste%20M%C3%B6glichkeit%20f%C3%BCr%20Organtransplantationen%20betrachtet. (Letzter Zugriff: 28.11.22)
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Bennett_(Transplantationspatient) (Letzter Zugriff: 28.11.22)
Am 24. Februar eskalierte der seit 2014 schwelende Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Trotz des massiven russischen Truppenaufmarschs Ende 2021 hatten viele Menschen gehofft, dass es nicht zu einem russischen Angriff kommen würde.
Russland hatte bereits 2014 Teile der Ukraine annektiert. Der russische Präsident Wladimir Putin will nun die Ukraine vollständig erobern. Er behauptet unter anderem, er wolle die Ukraine von «Nazis» befreien. Die wahren Gründe sind gemäss Expert*innen, dass Russland sich davor fürchtete, dass sich die Ukraine dem Westen zuwenden und NATO-Mitglied werden wollte.
Die russischen Truppen stiessen zu Beginn des Einmarsches bis zur ukrainischen Hauptstadt Kiew vor und wollten den demokratisch gewählten Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und seine Regierung stürzen. Viele Beobachterinnen gingen davon aus, dass die gefürchtete russische Armee die Ukraine innert wenigen Tagen erobern würde. Doch den ukrainischen Streitkräften gelang es, die Angreiferinnen zurückzuschlagen.
Im Laufe der darauffolgenden Monate wurde klar, dass Putin damit gerechnet hatte, den Krieg schnell zu beenden. Seine Truppen waren nicht für einen längeren Krieg ausgerüstet und bis im Herbst konnten die ukrainischen Soldat*innen die russische Armee bis in den Osten des Landes zurückdrängen.
Expertinnen sehen die Gründe darin, dass die Ukrainerinnen hochmotiviert ihre Heimat verteidigen wollen und Unterstützung aus westlichen Ländern erhalten (Waffen, Geheimdienstinformationen, Hilfsgüter), während die russischen Soldat*innen schlechter ausgerüstet sind und zum Teil auch nicht nachvollziehen können, weshalb sie gegen die Ukraine kämpfen müssen. Es kommt gemäss Medienberichten auch zu Fahnenflucht und Befehlsverweigerungen.
Doch auch jenseits der Front kommt es zu Opfern: Die ukrainische Zivilbevölkerung leidet unter den russischen Angriffen auf Infrastruktureinrichtungen. Die russische Armeeführung will den Widerstandswillen der Bevölkerung brechen, indem sie die Wasser- und Energieversorgung des Landes gezielt angreift und Städte bombardiert.
Ein weiteres dunkles Kapitel sind Kriegsverbrechen: Nach dem Abzug von russischen Truppen wurden in zahlreichen Ortschaften Folterkeller und ermordete Zivilist*innen gefunden. Es sollen auch zahlreiche ukrainische Kinder verschleppt und in Russland zur Adoption freigegeben worden sein.
Tagesschau, ein langer Beitrag vom 24. Februar 2022 (Video)
Gebietsrückeroberungen in der Ukraine (Video)
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Ukrainischer_Krieg (Letzter Zugriff: 28.11.22)
https://www.understandingwar.org/ (Letzter Zugriff: 28.11.22)
Nachdem Armeniens Präsident im Januar überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte, wurde Wahagn Chatschaturjan im März zum neuen Staatspräsident von Armenien gewählt. Er steht vor grossen Herausforderungen: Zwei Jahre nach dem Krieg um die Region Bergkarabach ist die Situation nach wie vor angespannt.
Im Juli 2020 eskalierte der Konflikt um die Region Bergkarabach, auch Nagorny Karabach genannt. In den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Armenien und Aserbaidschan erlitten beide Seiten Verluste, viele Menschen wurden vertrieben. Während der territoriale Konflikt seine Anfänge bereits im 18. Jahrhundert hat, eskalierte die Situation zum ersten Mal nach dem Zerfall der Sowjetunion. 1992 bis 1994 kam es deshalb zum Krieg. Gewisse
Gebiete, die seit den 1990er-Jahren Teil Armeniens waren, wurden in den Auseinandersetzungen von 2020 von Aserbaidschan erobert und stehen seither unter deren Kontrolle. Im November 2020 konnte schliesslich ein von Russland vermitteltes Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet werden.
Für viele Armenier gilt der Gebietsverlust jedoch nach wie vor als nationale Demütigung.
Bis heute hat sich die Lage jedoch nicht vollständig entspannt. Seit dem Frühling 2021 kam es immer wieder zu gewaltsamen Zwischenfällen. Der Konflikt hat sich auf weitere Gebiete der gemeinsamen Grenze zwischen Aserbaidschan und Armenien ausgeweitet. Noch im September 2022 kam es zu schweren Kampfhandlungen, bei denen über 200 Menschen starben. Wie bei seinem Vorgänger wird der anhaltende Konflikt deshalb wohl auch für Wahagn Chatschaturjan eine zentrale Rolle in seiner Präsidentschaft einnehmen.
DW Nachrichten, Krieg um Bergkarabach wieder aufgeflammt (Video)
MrWissen2go, Armenien vs. Aserbaidschan: Was ist los in Bergkarabach? (Video)
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bergkarabachkonflikt (Letzter Zugriff: 07.12.2022)
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/armenien-ruecktritt-101.html, (Letzter Zugriff:07.12.2022)
So weit hat die Menschheit noch nie in die Vergangenheit geblickt: Im April wurde bekannt, dass Forscher*innen die bisher fernste und älteste Galaxie gefunden haben. Ihr Licht stammt aus der Zeit kurz nach dem Urknall.
13,5 Milliarden Lichtjahre. Diese Zahl ist für uns kaum greifbar. Sie beschreibt die Entfernung zu der wahrscheinlich ältesten und am weitesten von der Erde entfernten Galaxie, die bisher je entdeckt wurde. HD1, so der Name der Galaxie, soll 330 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sein.
Dieser Fund, der im April publik wurde, ist einem internationalen Team von Astronominnen gelungen. Insgesamt 1200 Stunden lang hatten die Forscherinnen mit mehreren Teleskopen die fernen kosmischen Regionen abgesucht, bevor sie dabei auf ein auffälliges rotes Leuchten stiessen. Dieser unscheinbare rötliche Fleck entpuppte sich als Sensation: HD1 ist um 100 Millionen Lichtjahre weiter entfernt als GN-z11, die Galaxie, die bisher den Rekord hielt.
Den Forscher*innen ist aufgefallen, dass von dem neu entdeckten Objekt eine äusserst starke ultraviolette Strahlung ausgeht. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass in HD1 viele Sterne der ersten kosmischen Generation entstehen. Es handelt sich dabei um die allerersten Sterne des Universums, die heisser sind und stärker leuchten.
Möglich ist es aber auch, dass sich im Zentrum von HD1 ein supermassives Schwarzes Loch befindet, mit rund 100 Millionen Mal mehr Masse als unsere Sonne. Ein solches Loch würde riesige Mengen Gas verschlingen, wodurch in seinem Umfeld hochenergetische Photonen freigesetzt würden, die eine erhöhte UV-Strahlung zur Folge hätten.
Neuer Rekord - Galaxie HD1 ist 13,5 Milliarden Lichtjahre entfernt (Video)
Quellen: https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2022/04/rekord-fund-bisher-aelteste-und-fernste-galaxie-des-kosmos-entdeckt (Letzter Zugriff: 28.11.22)
https://science.orf.at/stories/3212452/ (Letzter Zugriff:28.11.22)
https://www.geo.de/wissen/weltall/galaxie-in-rekord-entfernung-entdeckt-31766726.html (Letzter Zugriff: 28.11.22)
In Südostasien kam es in den Monaten März bis Mai zu einer starken Hitzewelle mit zum Teil verheerenden Folgen. Mit der fortschreitenden globalen Erwärmung leidet die Region besonders stark unter extremen Wetterverhältnissen.
In Indien wurden in den Frühlingsmonaten dieses Jahres Temperaturen gemessen, die seit Messbeginn im Jahr 1901 höher waren als je zuvor zu dieser Jahreszeit. Auch in Pakistan war es seit dem Jahr 1961 nicht mehr so heiss wie diesen Mai. Die Temperaturen erreichten Höchstwerte von 48 Grad in Indien und über 50 Grad in Pakistan.
Die Hitze wurde begleitet von einer anhaltenden Dürre, wodurch die Getreideernte viel geringer ausfiel als in anderen Jahren – Indien erlitt einen Verlust von durchschnittlich 10 bis 35 % der Ernte – in gewissen Regionen sogar bis zu 50 %. Dadurch stiegen auch die Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot und Reis stark an. Zugleich stieg der Stromverbrauch wegen dem Gebrauch von Klimaanlagen, weshalb es zeitweise zu einer Strommangellage kam. Es kam auch zu besonders grossen und schwerwiegenden Waldbränden. Der Wassermangel wiederum erschwerte die Löscharbeiten. In Pakistan hingegen schmolzen die Gletscher so stark, dass es zu Sturzfluten in Bergtälern kam, nachdem die Gletscherseen überliefen.
Nach der Hitze folgte im Sommer gleich die nächste Naturkatastrophe: Besonders heftige Monsunregen trafen die Region und überfluteten riesige Gebiete. Allein in Pakistan waren bis zu 33 Millionen Menschen von der Flut betroffen. Viele verloren ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage, fast 1400 Personen verloren in den Fluten gar ihr Leben.
Solche extremen Wetterverhältnisse werden laut Prognosen in Zukunft immer häufiger vorkommen. Die Region Südostasien gehörte dabei bereits in den letzten zehn Jahren zu den am stärksten betroffenen Regionen – und dies obwohl beispielsweise Pakistan weniger als 1% des globalen CO2-Ausstosses produziert. Viele ärmere Länder fordern deshalb unterdessen Ausgleichszahlungen von jenen Ländern, die stark zum Klimawandel beitragen. An der UN-Klimakonferenz in Ägypten wurde das Thema deshalb im November wieder aufgegriffen und ein Entschädigungsfond etabliert, aus dem ärmere Länder Ausgleichszahlungen erhalten sollen, wenn sie von klimabedingten Zerstörungen betroffen sind. Ob und wie dies den betroffenen Ländern helfen wird, muss sich allerdings noch zeigen.
Tödliche Hitze: Fast 50 Grad in Indien I auslandsjournal (Video)
Quellen: https://www.srf.ch/news/international/50-grad-in-suedasien-erwartet-fruehe-hitzewelle-ueberrollt-indien-und-pakistan (Letzter Zugriff: 7.12.22)
https://de.wikipedia.org/wiki/Hitzewelle_in_S%C3%BCdasien_2022 (Letzter Zugriff: 7.12.22)
Im Juni jährte sich zum 70. Mal die Thronbesteigung von Queen Elizabeth II. Die Feierlichkeiten begannen am 2. Juni, dem Tag ihrer Krönung, und dauerten vier Tage. Die damals bereits 96-jährige Regentin konnte jedoch aus gesundheitlichen Gründen bei den meisten Anlässen nicht dabei sein.
Die Feierlichkeiten wurden offiziell mit der jährlich im Juni stattfindenden «Trooping the Colour»-Parade eröffnet, an der über 1200 Offiziere und Soldaten teilnahmen, und bestand aus diversen Events, Konzerten, weiteren Jubiläums-Paraden und dem traditionellen Dankgottesdienst in der St. Pauls Kathedrale. Tausende von Zuschauer*innen fanden sich in London ein und auch die Familie der Queen nahm teil. In ganz England feierten Britinnen und Briten ihre Monarchin mit Picknicks, Strassenpartys und öffentlichen Events.
Es handelte sich dabei um ein ganz besonderes Thronjubiläum: Nie zuvor feierte die britische Monarchie eine 70-jährige Regierungszeit. Mit ihren 96 Jahren war Queen Elizabeth somit nicht nur die zu diesem Zeitpunkt älteste Monarchin weltweit, sondern gehörte auch zu den Monarch*innen mit der längsten bekannten Regierungszeit überhaupt.
Besonders war das Jubiläum auch, weil man bereits ahnte, dass es wohl das letzte Jubiläum von Queen Elizabeth sein würde. Tatsächlich war sie zu dem Zeitpunkt schon so schwach, dass sie kaum an den Feierlichkeiten teilnahm. Am 8. September starb sie schliesslich auf Balmoral Castle an Altersschwäche.
Trotz zunehmender Kritik an der Monarchie war die Queen bis an ihr Lebensende bei vielen beliebt für ihre britische Identität, ihren Humor und für die Stabilität, die ihre lange Regentschaft mit sich brachte. 1926 in London geboren, bestieg sie bereits im Alter von 26 Jahren den Thron. Prinz Philip, der im Vorjahr im Alter von 99 Jahren verstorben war, war über 73 Jahre als Ehemann an ihrer Seite. Sie war bekannt dafür, immer den richtigen Ton zu treffen und ihr ganzes Leben dem Dienst am britischen Volk verschrieben zu haben.
Fulminantes Finale zum 70. Thronjubiläum der Queen in London (Video)
Quellen: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/queen-thronjubilaeum-70-jahre-elizabeth-kommentar-101.html (Letzter Zugriff: 7.12.22)
https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_II. (Letzter Zugriff: 7.12.22)
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine stellten die beiden bis dahin militärisch neutralen Länder Finnland und Schweden Anträge, um der NATO beizutreten. Am 5. Juli wurden die Beitrittsprotokolle offiziell von allen Botschaftern der NATO-Staaten unterzeichnet.
Der Beitritt der beiden Staaten wäre eine historische Zäsur in der Sicherheitspolitik Europas. Sowohl Finnland wie auch Schweden blieben während dem Kalten Krieg neutral und liessen sich weder auf ein Bündnis mit den westlichen noch mit den östlichen Blockstaaten ein. Auch nach dem Kalten Krieg stand ein Beitritt zu einem militärischen Bündnis nicht zur Diskussion. Da Russland der NATO schon mehrmals
mit Konsequenzen gedroht hatte, sollten sie weitere Bündnispartner in Osteuropa aufnehmen, wurde ein Beitritt Schwedens und Finnlands kaum in Betracht gezogen.
Bereits nach der Krimkrise 2014 erwogen die beiden Staaten jedoch einen NATO-Beitritt, sollte sich die Sicherheitslage in Europa weiter verschlechtern. Dieser Fall ist mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine nun eingetreten und ein offizieller Beitrittsantrag gestellt worden.
Noch ist der Beitritt jedoch nicht abgeschlossen. Finnland und Schweden möchten den Prozess möglichst schnell abschliessen, da insbesondere die Zeit zwischen Antrag und Aufnahme in das Bündnis die Sorgen über die von Russland angedrohten Konsequenzen aufkommen lässt. Und während fast alle NATO-Staaten den Beitritt begrüssen, blockiert die Türkei zurzeit das Aufnahmeverfahren. Ankara hat Vorbehalte geäussert und knüpft die eigene Zustimmung an bestimmte Bedingungen, insbesondere was den Umgang und die Auslieferung von Anhängern der als terroristisch eingestuften Gruppierung PKK anbelangt. Für Ende Jahr sind weitere Gespräche zwischen der Türkei und den beiden nordischen Ländern geplant.
Schweden und Finnland beantragen NATO-Aufnahme (Video)
Warum sind Schweden und Finnland noch nicht in der NATO? (Video)
Quellen: https://www.deutschlandfunk.de/schweden-finnland-nato-beitritt-100.html (Letzter Zugriff: 7.12.22)
https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-07/nato-erweiterung-schweden-finnland-beitrittsprotokolle?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F (Letzter Zugriff: 7.12.22)
Michail Gorbatschow war der letzte sowjetische Staatschef, bevor die Sowjetunion 1991 aufgelöst wurde. Er hat dazu beigetragen, dass der Kalte Krieg friedlich beigelegt wurde. Gorbatschow starb Ende August 2022.
Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die kapitalistischen USA und ihre Verbündeten (Westmächte, NATO) der kommunistischen Sowjetunion und ihren Verbündeten (Ostblock, Warschauer Pakt) gegenüber. Da der Konflikt nie in einen ‹heissen›, aktiven Krieg mündete, wurden die Feindseligkeiten Kalter Krieg genannt.
Wegen der angespannten Situation lieferten sich die West- und Ostmächte einen Rüstungswettstreit. Jahrzehntelang wurde immer mehr Waffen produziert und Expert*innen befürchteten einen Weltkrieg. Die gewaltigen Aufrüstungskosten wirkten sich schlussendlich negativ auf die sowjetische Wirtschaft aus und in der Folge unterzeichneten die USA und die Sowjetunion Abrüstungsverträge.
Michail Gorbatschow wurde nach einer langen Karriere in der sowjetischen Regierungspartei 1990 zum Präsidenten ernannt. Er führte Reformen durch, etwa indem er die Meinungsfreiheit liberalisierte (Glasnost) und auch die kommunistische Planwirtschaft (Perestroika) abschaffte. Er erhielt deswegen auch den Friedensnobelpreis. Aufgrund der Reformen und der Unabhängigkeitsbestrebungen von sowjetischen Republiken wie beispielsweise Lettland, Estland und Polen wurde die Sowjetunion schliesslich 1991 aufgelöst.
Gorbatschow trat 1991 als Präsident zurück und kritisierte den nun in Russland einsetzenden Kapitalismus sowie den zunehmend autoritären Führungsstil von Wladimir Putin. Im Westen erhielt Gorbatschow Auszeichnungen für seine Leistungen, während er von Russ*innen für den Niedergang ihres Landes verantwortlich gemacht wurde. Er erhielt auch kein Staatsbegräbnis wie andere ehemalige russische Präsidenten und Putin blieb der Veranstaltung demonstrativ fern, angeblich aus terminlichen Gründen.
Rückblick auf Gorbatschow (Video)
Untergang der Sowjetunion (Video)
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Sergejewitsch_Gorbatschow (Letzter Zugriff: 28.11.22)
https://www.dw.com/de/der-umstrittene-vers%C3%B6hner-michail-gorbatschow-ist-tot/a-62977174 (Letzter Zugriff: 28.11.22)
Selten war ein Jahr so geprägt von wegweisenden internationalen Wahlen wie 2022. Dies hat nicht zuletzt mit den polarisierenden Protagonisten zu tun: Mit Marine Le Pen und Jair Bolsonaro verlieren in Frankreich und Brasilien zwei Rechtspopulisten den Kampf um die Präsidentschaft. Im September kommt es in Schweden und Italien jedoch zum Rechtsrutsch.
So richtig spannend wurde es das erste Mal Ende April in Frankreich: Dort standen sich der amtierende liberale Präsident Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen bei den Präsidentschaftswahlen gegenüber. Weil keiner der Kandidat*innen im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, kam es am 24. April zur Stichwahl zwischen diesen beiden. Trotz deutlicher Verluste gegenüber der letzten Stichwahl konnte Macron das Rennen mit 58,5 Prozent der Stimmen klar für sich entscheiden. Gleichzeitig erreichte Le Pen das beste Resultat für die rechtspopulistische bis rechtsextreme Rassemblement National (ehemals Front National) bei einer Präsidentschaftswahl. Rund zwei Monate später legte ihre Partei auch bei der Parlamentswahl stark zu.
Zu einer Stichwahl kam es im Oktober auch in Brasilien. Die Präsidentschaftswahl fiel dort deutlich knapper aus: Mit nur 50,9 Prozent der Stimmen konnte sich Luiz Inácio Lula da Silva gegen Amtsinhaber Jair Bolsonaro durchsetzen. Womit auch hier der Kandidat, der rechtspopulistische bis rechtsextreme Positionen vertritt, den Kürzeren zog. Bolsonaro war als Politiker unter anderem durch seine frauenfeindlichen, homophoben und rassistischen Aussagen negativ aufgefallen. Zudem bestritt er den durch den Menschen verursachten Klimawandel. Unter seiner Präsidentschaft nahm auch die Abholzung des Regenwalds in Brasilien massiv zu.
Eine deutlichen Ruck nach rechts erlebten wir in Europa im September: Sowohl in Schweden als auch in Italien kam es zu Wahlerfolgen für rechtspopulistische und extrem rechte Parteien. In Italien erzielten die postfaschistischen Fratelli d’Italia mit 26 Prozent das deutlich beste Einzelergebnis bei den Parlamentswahlen. Zusammen mit der rechtsnationalen Lega und der Forza Italia des früheren Premierministers Silvio Berlusconi erreichte der Mitte-Rechts-Block so über 40 Prozent der Stimmen. Giorgia Meloni, die Vorsitzende der Fratelli d’Italia, wurde daraufhin zur Ministerpräsidentin ernannt. In ihrer ersten Regierungsansprache distanzierte sich Meloni zwar vom Faschismus. Gleichzeitig hat sie sich aber für eine verschärfte Flüchtlingspolitik ausgesprochen.
In Schweden ging der knappe Sieg an das rechts-konservative Lager, zu dem auch die rechtspopulistischen Schwedendemokraten gehören. Diese erzielten ein Rekordergebnis und stiegen erstmals zur zweitstärksten Kraft im Land auf.
Neue Ministerpräsidentin in Italien: Doch wer ist Giorgia Meloni eigentlich? (Video)
Rechtsruck in Schweden: Wohin steuert die Bullerbü-Demokratie? (Video)
Quellen: https://www.rnd.de/politik/amazonas-brasiliens-praesident-bolsonaro-will-abholzung-von-regenwald-weiter-vorantreiben-3DY6IUW2ZMYNNRZW6FJOKR3VFI.html (Letzter Zugriff: 30.11.22)
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/508967/parlamentswahlen-in-frankreich-2022/ (Letzter Zugriff: 30.11.22)
https://de.wikihttps://www.zdf.de/nachrichten/politik/seenotrettung-schiffe-migranten-italien-100.htmlpedia.org/wiki/Parlamentswahlen_in_Italien_2022 (30.11.22)
https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidentschaftswahl_in_Frankreich_2022 (Letzter Zugriff: 30.11.22)
https://de.wikipedia.org/wiki/Wahl_zum_Schwedischen_Reichstag_2022 (Letzter Zugriff: 30.11.22)
Brexit, Corona und verschiedene Skandale haben in Grossbritannien in den vergangenen Jahren grosse politische und gesellschaftliche Herausforderungen geschaffen. Nun ist der 42-jährige Rishi Sunak zum Premierminister gewählt worden.
In nur sechs Jahren traten vier Premierministerinnen das höchste Amt des Landes an: Theresa May musste ihr Amt Boris Johnson übergeben, der nach drei Jahren wegen verschiedener Skandale zurücktrat. Ihm folgte Liz Truss, die aufgrund von einschneidenden Steuererleichterungen für wohlhabende Bürgerinnen nach nur 50 Tagen zurücktreten musste. Am 25. Oktober 2022 wurde schliesslich der ehemalige Finanzminister Rishi Sunak zum Parteivorsitzenden der konservativen Partei (Tories) gewählt. Da die Tories die Parlamentsmehrheit haben, wurde er automatisch zum britischen Premierminister ernannt.
Nach vielen politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen und den steigenden Energiepreisen sind die britischen Wähler*innen zunehmend frustriert vom Schlingerkurs der Regierungspartei. Sunak will nun die gespaltene konservative Partei einen, die Wirtschaftspolitik nachhaltiger gestalten und auch den nationalen Gesundheitsdienst, der wegen Brexit und Corona überlastet ist, sanieren.
Vor dem Hintergrund der Herausforderungen, denen sich die Brit*innen stellen müssen, wird in den Medien die Tatsache, dass mit Rishi Sunak erstmals in der britischen Geschichte ein Angehöriger einer ethnischen Minderheit und ein Hindu die Regierungsgeschäfte führt, eher am Rande erwähnt. Für Kritik sorgt sein gewaltiges Privatvermögen, so sollen er und seine ebenfalls sehr wohlhabende Frau Akshata Murty ein Vermögen von rund 850 Mio. CHF haben und mittels Steuerkniffen Steuern gespart haben – und dies obwohl die finanzielle Lage im Land angespannt ist.
Liz Truss tritt zurück (Video)
Rishi Sunak wird Premierminister (Video)
Quellen: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_prime_ministers_of_the_United_Kingdom (Letzter Zugriff: 28.11.22)
https://www.stern.de/politik/ausland/rishi-sunak--woher-hat-der-multimillionaer-sein-vermoegen---32574028.html (Letzter Zugriff: 28.11.22)
https://www.srf.ch/news/international/neuer-britischer-premier-wer-ist-rishi-sunak (Letzter Zugriff: 28.11.22)
Der Tod von Mahsa Amini hat eine riesige Protestwelle losgetreten. Die junge Iranerin war verhaftet und misshandelt worden. Auf der ganzen Welt haben sich seither Menschen mit den Protestierenden im Iran solidarisiert – auch in der Schweiz, wo es im November zu einer grossen Demonstration kam
Seit Mitte September gehen im Iran die Menschen auf die Strassen. Die landesweiten Proteste sind die schwersten seit Jahrzehnten. Auslöser war der gewaltsam herbeigeführte Tod von Mahsa Amini in der Hauptstadt Teheran. Die 22-jährige Kurdin war von der Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihr Kopftuch in der Öffentlichkeit angeblich nicht korrekt getragen haben soll. In Polizeigewahrsam wurde sie so stark misshandelt, dass sie ins Koma fiel und ins Krankenhaus gebracht werden musste. Dort kam aber jegliche Hilfe für sie zu spät. Von offizieller Seite hiess es, dass die junge Frau nach ihrer Verhaftung einem Herzversagen erlegen sei. Die Eltern von Mahsa Amini betonten hingegen wiederholt, dass ihre Tochter bis zur Verhaftung völlig gesund gewesen sei.
Die Kritik der mehrheitlich jungen Demonstrant*innen – darunter viele Frauen – richtet sich längst nicht mehr nur gegen den Tod von Amini oder gegen die Kleidervorschriften, sondern gegen die Lebensbedingungen im theokratischen Regime allgemein. Die Regierung ist gegen die Proteste mit heftiger Gewalt vorgegangen. Es wurden bereits mehrere Hundert Menschen getötet, darunter auch Kinder.
Die Solidarität mit den Demonstrant*innen im Iran ist gross, auch in Europa. So fand zum Beispiel in Berlin eine Demonstration mit rund 80'000 Teilnehmenden statt. In Bern nahmen am 5. November gegen 4000 Menschen an einer Iran-Kundgebung auf dem Bundesplatz teil. Neben der Bewegung «Free Iran Switzerland» hatten auch bekannte Persönlichkeiten sowie Grüne und SP zur nationalen Solidaritätskundgebung aufgerufen.
Kampf gegen das Regime. Ein Beitrag im ZDF Auslandsjournal (Video)
Welche Chance hat der Protest im Iran? Beitrag in ZDFheute (Video)
Quellen: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/iran-proteste-171.html (Letzter Zugriff: 30.11.22)
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/514577/iran-anhaltende-proteste-nach-dem-tod-von-jina-mahsa-amini/ (Letzter Zugriff: 30.11.22)
https://de.wikipedia.org/wiki/Proteste_im_Iran_seit_September_2022 (Letzter Zugriff: 30.11.22)
Noch nie zuvor war eine Fussballweltmeisterschaft von so vielen Nebengeräuschen begleitet wie jene in Katar. Bei der Kritik der Menschenrechtsorganisationen geht es vor allem um die immer noch schlechten Arbeitsbedingungen für die Gastarbeiter*innen.
Die Fussballweltmeisterschaft in Katar im November und Dezember hat neben dem Feld für einige Misstöne gesorgt. Nicht wenige Fussballfans haben sich entschieden, die WM im Wüstenstaat zu boykottieren. Sie stehen damit nicht allein da: In zahlreichen französischen Städten gibt es diesmal keine «Fanzonen» mit Public Viewing. Mehrere Schweizer Städte sind diesem Beispiel gefolgt.
Im Fokus der Kritik ist die Situation der Gastarbeiter*innen: Bis zu 30'000 sollen am Bau der Stadien beteiligt gewesen sein. Verspätete oder ausgebliebene Lohnzahlungen, gestrichene Ruhetage, Abschiebungen und beschlagnahmte Pässe: Das sind nur einige der Vorwürfe, die aufgekommen sind. Es sind dies die Auswirkungen des in Katar 2014 offiziell abgeschafften, de facto aber immer noch existierenden Kafala-Systems. Auch die Todesfälle auf den WM-Baustellen sind weiterhin ungeklärt. Die Angaben dazu, wie viele Arbeiter*innen ihr Leben lassen mussten, gehen weit auseinander.
Die Überarbeitung des Arbeitssystems hat seit 2017 zwar deutliche Verbesserungen gebracht. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kommt aber zum Schluss, dass die Lage weiterhin ungenügend ist. Weitere Missstände wie etwa Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen, homophobe Gesetze und Einschränkungen in der Pressefreiheit zeigen ebenfalls, wie viel in Katar immer noch im Argen liegt.
Doch nicht nur das Gastgeberland, auch die FIFA wird kritisiert. So ist etwa die Wahl zur Vergabe der WM höchst umstritten. Amnesty International kritisiert die FIFA ebenfalls dafür, dass der Grossanlass ohne Bedingungen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes vergeben worden ist. Und auch während des Turniers hat der Fussballweltverband kein gutes Bild abgegeben: Die One-Love-Armbinde, mit der die Kapitäne von sieben europäischen WM-Mannschaften ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen wollten, wurde von der FIFA verboten.
Fussball WM in Katar 2022 – Hinsehen, wo andere Zuschauen (Video)
Quellen:Anhaltende Missstände einen Monat vor Anpfiff der Fussball-WM — amnesty.ch (Letzter Zugriff: 30.11.22)
Das Kafala-System besteht fort - Rosa-Luxemburg-Stiftung (rosalux.de) (Letzter Zugriff: 30.11.22)
WM-Boykott: Ein grotesker Wahnsinn | WOZ Die Wochenzeitung (Letzter Zugriff: 30.11.22)
Katar: Reality Check 2021: Arbeitsmigrant*innen droht weiterhin Ausbeutung — amnesty.ch (Letzter Zugriff: 30.11.22)