Maritime Autobahnen
In der Schifffahrt sind täglich Tausende Schiffe unterwegs, um allerlei Waren an die Kundschaft zu bringen. Die Handelsrouten gleichen dabei stark befahrenen Autobahnen. Mithilfe des Schiffradars können Sie verfolgen, wie viele davon gerade unterwegs sind.
Die Strasse von Hormus vor der Küste Irans, die Strasse von Malakka zwischen Indonesien, Malaysia und Singapur oder der Suezkanal zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer – dies sind drei der bekanntesten Wasserstrassen der Welt. Diese Strassen oder Kanäle sind berühmt berüchtigt, das bedeutet, es sind sehr wichtige, aber heikle Transportwege, in welchen die Belegschaft ihre Schiffe achtsam manövrieren müssen. Bereits ein kleiner Fehler kann zur Katastrophe führen (siehe Beitrag zur Ever Given).
Um die Distanz zwischen einzelnen Häfen bzw. Regionen für die Seeschifffahrt zu verkürzen oder um besonders unfallträchtige Passagen zu verhindern, wurden neben den natürlichen Seewegen künstliche Seewege angelegt. Beispiele für solche künstlichen Seewege sind der oben erwähnte Suezkanal, der Panamakanal oder der Nord-Ostsee-Kanal.
Via Suezkanal werden pro Jahr über 800 Millionen Tonnen Fracht transportiert. Der Kanal ist damit die «grösste Autobahn» innerhalb der Warenströme. Auf keinem anderen Wasserweg wird mehr Volumen transportiert. 2014 passierten 17 148 Schiffe den Kanal, ein Viertel des weltweiten Warenschiffverkehrs. Das spülte Ägypten Einnahmen in der Höhe von 4,8 Milliarden Euro in die Kasse. 2023 sollen es 23 Milliarden sein, hofft die ägyptische Regierung.
Der Panamakanal wurde 1995 vom US-Ingenieurverband auf die Liste der modernen Weltwunder aufgenommen. Die Abkürzung sei ein Segen, schliesslich erspare sie rund drei Wochen Fahrt, wurde damals argumentiert. Aber es gibt ein Problem: Für die heutigen Frachtschiffe wird die Wasserstrasse langsam zu klein. Verschiedene Projekte zur Erweiterung des Kanals sind im Gange. Die Zeit drängt: Jährlich durchfahren 14 300 Schiffe den 81,6 Kilometer langen Kanal, wofür sie rund 10 bis 15 Stunden Zeit benötigen.
Tatsächlich sind es aber nicht der Suez- oder der Panamakanal, welche am meisten befahren werden, sondern der Nord-Ostsee-Kanal. Der Kanal ist bezüglich seiner Lage aber nicht ganz so einzigartig wie der Suez- oder der Panamakanal. Ein Containerschiff braucht für die Strecke von Hamburg nach St. Petersburg gut drei Tage. Die Alternativroute um Dänemark herum würde etwa fünf bis sechs Tage dauern. Beim Suez- und beim Panamakanal wären die Ausweichrouten dagegen bis zu 30 Tage länger. Deswegen sind auch die Gebühren beim Nord-Ostsee-Kanal im Vergleich eher klein: Eine Passage für ein Containerschiff kostet zwischen 5800 und 10 000 Euro. In Panama oder Suez beginnen die Tarife bei 100 000 Euro.